Frankfurter Rundschau AUFBRUCH Freitag, 25.Juni 2001


Von Andreas Hauff

Aufbruchstimmung im Bockenheimer Depot: Die Oper Frankfurt tut etwas für die Neue Musik und ihren musikalischen Nachwuchs. Aus dem Förder- und Stipendienprogramm des Hauses erging ein Kompositionsauftrag an fünf Komponisten der "new generation" (die sich über einen flotten Anglizismus leicht etablieren lässt, obwohl sie unter dem herrschenden Werte- und Stilpluralismus kaum zu definieren sein dürfte). Unter dem Titel des Abends Fife Movements verbergen sich fünf Werke von durchschnittlich 25 Minuten Dauer, die einen aktuellen Zugang zu Oper und Musiktheater im 21.Jahrhundert suchen - ausgesucht von Jury, der die Komponisten Wolfgang Rihm (Vorsitz), George Benjamin, Pascal Dusapin, Peter Ruzicka und Salvatore Sciarrino angehören.
Jede dieser Kurzopern spielt auf durchweg hohem Niveau. 22 Darstellerinnen und Darsteller teilen sich als Sänger, Schauspieler und Tänzer die verschiedenen Rollen; dazu treten die 31 Instrumentalisten des Ensembles modern und eine gewandte Klang- und Lichtregie. (...)

HERZKAMMEROPER oder: Menetekel mit ALBATROS nennt David Coleman (Jg.1969) sein Stück, das er selbst dirigierte. Gabriele Goettlers Dialog zwischen Kapitän und Co-Pilot unmittelbar vor dem Absturz und Heiner Müllers Herzstück-Dialog gaben die Vorlagen ab für das am stärksten gesellschaftskritische Werk des Abends. Acht zappelnde, modisch aufgepeppte Figuren auf der Bühne bilden das Gegenpol zu einer hohen Sopranstimme, die einen Text aus Dantes Divina Commedia intonierte. Musikalisch zeigt die Partitur ein breites Spektrum zwischen ironisch süßen Konsonanzen und mechanistischem Leerlauf, für den exemplarisch der Einsatz eines Spielzeugklaviers steht. Wieder verkörpert sich Authentizität erst in reinem Gesang.


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