Einem Menschen mit Humor
Kommt das Leben komisch vor.

Peter Hacks




DA CAPO

Komische Oper in zwei Teilen
von
PETER HACKS

Musik
von
WOLFGANG AMADÉ MOZART
KV 486: DER SCHAUSPIELDIREKTOR
und KV 441: Das Bändchen



»Es kann ja nicht für ewig währen
Der Künste trüber Niedergang.«

Das Libretto entstand auf meine Anregung Ende 1981, da ich für mein Regie-Debüt in Schwerin ein kürzeres Werk des Musiktheaters suchte. So wählte ich die ca. zwanzigminütige Komposition MOZARTS, deren Text von GOTTLIEB STEPHANIE d.J. (etwa 3/4 des gesamten Stücks, UA: 1786) mir allerdings unspielbar schien. Ich kam auf die Idee, dem Dramatiker PETER HACKS vorzuschlagen, etwas Neues unter Beibehaltung der Gesangstexte zu dichten. Etwa mit einer Grundsituation wie der des ARIADNE-Vorspiels bei HUGO VON HOFMANNSTHAL, sodass eine weitere Oper ad libitum daran anschließend aufführbar wäre. - HACKS reagierte und kurze Zeit später sandte er mir das vorliegende Libretto. - Doch die Opernchefs der damaligen DDR vermochten mit dieser Variante, einer Eigeninitiative, dem jungen Regieanwärter, HACKS´ Art und all dem wohl offensichtlich nicht besonders viel anzufangen (u.a. in Frankfurt/O., wo der zweite Teil des Stücks, DAS ENDE DER SIRENEN, zehn Jahre später Ironie des Schicksals zu Realität wurde, siehe unten. O.B., 2001).

PETER HACKS, dessen Version 5 Mozart-Nummern aufweist, erwartet, daß seine Dialoge als Secco-Rezitative geboten werden. Eine lustige Aufgabe für das Team. So wird aus dem Singspiel eine veritable Opera buffa, inklusive Travestie und Parodie. Sein Grundeinfall war, die Musik vollständig zu wiederholen: mit verschiedener Handlung - sodaß also zwei Opern nacheinander gespielt werden und die Aufführung abendfüllend ist.

Der erste Teil, fünfaktig, ERNST GRAF VON GLEICHEN, benutzt die bekannte thüringische Sage, um die Dreierkonstellation der Vorlage humorvoll zu variieren. Der vom Kreuzzug heimkehrende Graf Ernst bringt eine zweite Frau aus dem Orient mit, die angeblich von der ersten offenen Arms aufgenommen worden sein soll, da jener das Leben des Ritters zu danken war. Der Papst legitimierte die Doppelehe. Man sieht und hört zwei 'liebevoll miteinander einverstandene' Gattinnen: "Ich bin die erste Ritterin!"... Die handgreiflich werdende Konkurrenzsituation der Damen löst HACKS ironisch in einem (gruppen-)ehelichen Quartett-Frieden auf, der Knappe des Ritters ist mit von der Partie:

»Denn die Ehe wie das Leben
Dienen dem Vergnügen nicht.«

In Harmonie mit HACKS wollte ich bei Wiederholung der Ouverture zur zweiten Oper jene tanzenden Seehunde mit Tirolerhütchen auftreten lassen, mit denen HACKS seine Satire GESCHICHTE MEINER OPER (OPER: Berlin und Weimar 1975, S. 17 ff. *) auf den Punkt brachte...

Der zweite Teil, DAS ENDE DER SIRENEN, führt quasi eine kulturpolitisch-mythologische Allegorie vor, deren sarkastischer Pessimismus an Brisanz nur zugenommen hat: die Insel der opernenthusiastischen Sirenen, die um die Wette singen, wird von Butes, einem jungen athenischen Helden angepeilt. Trotz Warnung des Sirenen-Vaters hört Butes - anders als Odysseus ungefesselt und anders als Odysseus´Freunde ohne Wachs in den Ohren - den Gesang der menschenfresserischen Konkurrentinnen: unempfindlich für die betörenden Qualitäten ihrer Vokalkünste, schifft er gleichmütig davon. - Ohne Hoffnung auf Erhörung kann die Insel der Oper in den Wogen der Welt nur noch untergehen...

»Wir schliessen das Theater zu,
Dann hat die liebe Kehle Ruh.«

OLAF BRÜHL, 1991

VON DER VERNÜNFTIGEN
EINRICHTUNG DER WELT:



Graf von Gleichen (ca 1250) Erfurt Dom


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HACKS - UND KEIN ENDE!
- Ein Hacks-Fest-Wochenende 2016 -

Berlin: 30.September - 2.Oktober 2016

im Theater im Palais Unter den Linden


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*) Hacks WERKAUSGABE 9:
Die Erzählungen.

Eulenspiegel Verlag Berlin 2002
ISBN 3-359-01509-6